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Fachgruppe Inobhutnahme
AKI
der Internationalen Gesellschaft für erzieherische Hilfen (IGfH)

Frankfurt/Main
Sektion Bundesrepublik Deutschland
der Fédération Internationale des Communautés Educatives (FICE) e.V.

  

Schriftenreihe des Arbeitskreises Inobhutnahme der IGFH
- Elternarbeit -

    
Formale u. organisatorische Voraussetzungen u. Grenzen
  

In Kriseneinrichtungen, die „Elternarbeit“ in ihr Angebot aufgenommen haben, sollten bestimmte Rahmenbedingungen erfüllt sein, damit dieses Angebot fachlich ausreichend erfüllt werden kann.

 

Im organisatorischen Bereich beziehen sich die notwendigen Rahmenbedingungen im Wesentlichen auf die Bereiche Räumlichkeiten und Personalressourcen (quantitativ und qualitativ ausreichende Ausstattung).

 

Räumlichkeiten

Die Räume, in denen Gespräche mit der ganzen Familie oder den Eltern allein stattfinden können, müssen folge Bedingungen erfüllen:

  • Ungestörte Gespräche müssen möglich sein - Es sollte Beratungsräume sein, in denen ein ruhiges und vor allen Dingen ungestörtes Gespräch stattfinden kann.

  • Gute Gesprächsatmosphäre - Die Beratungsräume sollten zu einer entspannten Gesprächsatmosphäre beitragen.

  • Möglichkeit der Getrenntberatung von Minderjährigen und Eltern - In eskalierten Situationen ist es manchmal sinnvoller, die streitenden Parteien zunächst zu trennen, um die Situation durch Einzelgespräche erst soweit zu deeskalieren, dass ein gemeinsames Gespräch stattfinden kann.

  • Sicherheit muss gewährleistet sein - Es muss unbedingt die Sicherheit der Betroffenen und der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch durch die Lage der Räume gesichert sein. So sollten sich wenn möglich andere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Nachbarräumen aufhalten, um bei einer Eskalationssituation eingreifen zu können.
      

Personal
  
In Bezug auf die Personalausstattung der Einrichtung müssen sowohl quantitative wie qualitative Bedingungen erfüllt sein.
  

Quantitative Ausstattung
- Die personelle Ausstattung muss gewährleisten, dass Gespräche mit Eltern ungestört ablaufen können. Insbesondere sollte der / die das Gespräch führende Mitarbeiter/in,

  • nicht zugleich die Aufsicht über untergebrachte Kinder / Jugendliche haben,

  • nicht durch Telefon gestört werden,

  • parallel mit keinen anderen Aufgaben betraut sein

  • und unter möglichst geringem Zeitdruck stehen.

  
Die quantitative Ausstattung sollte ausreichend sein, dass die Gespräche bei eskalierten Situationen genügend abgesichert werden können. Nach Möglichkeit sollten sich andere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Zeitpunkt der Gespräche in der Einrichtung befinden.
  

Qualitative Anforderungen ans Personal - Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die die Gespräche mit den Eltern durchführen, müssen entsprechend qualifiziert sein. Insbesondere sollten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

  • in der Lage sein, Gespräche zu moderieren und zu strukturieren,

  • fortgebildet im Bereich Gesprächsführung sein,

  • in der Lage sein, Gefühl für die Situation zu entwickeln.
      

Die Notwendigkeit der Ausstattung unterscheidet sich auch durch die Form der Einbeziehung der Eltern in die Gespräche. Ein wesentlicher Unterschied liegt im Zeitpunkt der Einbeziehung der Eltern zu dem Gespräch. Hat die Einrichtung beispielsweise im Einzelfall den Auftrag zu regelmäßigen Gesprächen mit Minderjährigen und deren Eltern erhalten, sind die Termine planbar. Die Situationen sind i.d.R. bezüglich möglicher Eskalationssituationen besser einschätzbar. Es müssen nicht unbedingt Personalressourcen vorgehalten werden. Werden Eltern generell in der Aufnahmephase der Inobhutnahme zu Klärungsgesprächen eingeladen, stellt sich die Situation schwieriger dar: Es ist nicht klar, wann die Eltern eintreffen werden, die Gesprächslänge ist schwerer einschätzbar. Unklar ist häufig auch, wie sich der Gesprächsverlauf in der Einrichtung gestalten wird.
  
Haben Inobhutnahme-Einrichtungen nicht die notwendigen räumlichen und personellen Ausstattungen, sollte auf die Durchführung von Elterngesprächen in Akutsituationen verzichtet werden. Gerade in akuten Krisensituationen besteht sonst die Gefahr, dass ich die Gespräche kontraproduktiv entwickeln.
  
AKI, Dezember 2006