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Fachgruppe Inobhutnahme
AKI
der Internationalen
Gesellschaft für erzieherische
Hilfen (IGfH)
Frankfurt/Main
Sektion
Bundesrepublik Deutschland
der
Fédération Internationale des
Communautés
Educatives (FICE) e.V.
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Tagung der Fachgruppe Inobhutnahme der IGFH - AKI -
vom 09.11. - 11.11.2016 in Frankfurt /Main
Tagungsbericht
Das inzwischen 39. Arbeitstreffen der Fachgruppe
Inobhutnahme fand im November 2016 im Landessportbund Hessen statt. Mit dabei
waren 20 Mitglieder aus 12 Bundesländern, die in freier oder öffentlicher
Trägerschaft eine breite Vielfalt von Inobhutnahmeangeboten vorhalten.
In diesem Jahr nahm auch Thomas Trenczek wieder teil, der
besondere rechtliche Fragestellungen rund um die Inobhutnahme beantworten und
darlegen konnte.
Im kollegialen Austausch wurde ersichtlich, dass sich die
Herausforderungen, denen sich die jeweiligen Inobhutnahmesysteme vor Ort vor
dem Hintergrund des massiven Zugangs von unbegleiteten minderjährigen
Flüchtlingen gestellt hatten, wieder in Bahnen gelenkt werden konnten, in denen
die meisten Einrichtungen (Ausnahme: Berlin) die Inobhutnahmen wieder unter
Wahrung der angestrebten und vereinbarten Standards gestalten können.
Der Fachkräftemangel führt mitunter zu Einschränkungen, die
aber von vielen Einrichtungen im Rahmen ihrer Vereinbarungen ausgeglichen
werden konnten. Die Konsequenzen aus dem Umverteilungsprozess der unbegleiteten
minderjährigen Flüchtlinge wurden sehr unterschiedlich beschrieben. Mancherorts
führte das zum Rückbau zusätzlich geschaffener Plätze, während an anderen Orten
Systeme weiter differenziert und ausgebaut wurden. Fachlich schwierig wurden
dabei Verteilungen gewertet, die nicht von den Betroffenen getragen wurden und deshalb
zur Wiederaufnahme im ursprünglichen System führten.
Fertiggestellt wurde die
Schriftenreihe der Fachgruppe zu relevanten Themen aus dem Fachgebiet der
Inobhutnahme. Der "Leitfaden zur Inobhutnahme", "Standards zur
Elternarbeit in der Inobhutnahme", "Kernaufgaben der Inobhutnahme"
und "Hinweise zu Anforderungen an die MitarbeiterInnen in Inobhut
nehmenden Einrichtungen" können über diese Homepage bezogen werden. Die Mitglieder der
Fachgruppe freuen sich über Rückmeldungen zu den Themen.
Es gab einen intensiven Austausch
zu den Themen "Deeskalation und Partizipation" sowie "Beschwerdemanagement".
Dabei wurde die Bedeutung von regelmäßigen Schulungen und Weiterbildungen zu
Themen rund um die Deeskalation deutlich. Gerade die Förderung von
deeskalierender Kommunikation und die Entwicklung von entsprechenden Haltungen
der MitarbeiterInnen wurden in den Mitgliedseinrichtungen regelmäßig gefördert.
Positive Effekte über die Gestaltung von Begrüßungsmappen in den jeweiligen
Einrichtungen, der Schaffung von verlässlichen AnsprechpartnerInnen für Lob und
Beschwerde und der aktiven Auseinandersetzung um die Kinderrechte wurden
beschrieben. Deutlich wurde dabei, dass Partizipation auch unter Berücksichtigung
der relativ kurzen Verweildauern in den Inobhutnahmeeinrichtungen doch aktiv
und kontinuierlich gefördert werden sollte.
Zu lange Verweildauern in den
Einrichtungen wegen fehlender Weitervermittlung in Folgemaßnahmen stellten eine
weitere große fachliche Herausforderung dar. Viele aufgenommene Minderjährige
müssen aktuell über zu lange Zeit in den Inobhutnahmesystemen verbleiben. Dies wird
oft als massive Einschränkung der positiven Entwicklung erlebt, da Kinder in
Bindungen gehen und Resignation angesichts fehlender Perspektiven entwickeln.
Psychosomatische und psychosoziale Erkrankungen können sich als Konsequenz herausbilden, die dann die
Suche nach einem geeigneten Platz häufig
zusätzlich erschweren.
Als wichtiges Element des
Umgehens mit diesem Problem bewerteten wir eine regelmäßige und aktive
Kontaktpflege mit den MitarbeiterInnen des Amtes für soziale Dienstes / des
Jugendamtes, sowohl in einem Einzelfall bezogenen Austausch als auch fallunabhängig.
Große Bedeutung wurde dabei auch der transparenten und altersgemäßen Einbeziehung
der betroffenen Minderjährigen zugewiesen. Hierzu ist eine schriftliche
Stellungnahme der Fachgruppe geplant.
Im Vorfeld des
Fachgruppentreffens fand der jährliche Kollegialaustausch (07.11. bis
09.11.2016) statt, den Andreas Neumann-Witt und Rüdiger Riehm für Mitarbeitende
aus Inobhutnahmeeinrichtungen anboten. Die Veranstaltung war mit 25 TeilnehmerInnen
aus dem Bundesgebiet sehr gut besucht und wurde als äußerst positiv und
informativ bewertet.
Leider waren in diesem Jahr die
Kolleginnen Susann Polonis-Khalil aus Potsdam und Sara Görtz aus Karlsruhe zum
letzten Mal dabei. Sie verabschieden sich aus der Fachgruppe.
Als neue Mitglieder werden Konstanz
Winkler aus Potsdam und Torsten Bilz aus Bernburg begrüßt. Weiterhin möchten wir
besonders um die Mitarbeit von interessierten FachkollegInnen aus den
Bundesländern Bayern, Rheinland-Pfalz und Thüringen werben. Interessierte
können sich direkt an die Sprecher wenden.
Die Fachgruppe wird weiter von
Andreas Neumann-Witt – Andreas.Neumann-Witt@ba-fk.berlin.de
- und Rüdiger Riehm – riehm@st-theresienhaus.de
– als Sprecher vertreten.
Die nächste Arbeitstagung der Fachgruppe
Inobhutnahme findet vom 29. - 31. März 2017 in Tauberbischofsheim statt.
Rüdiger Riehm und Ralf Bergrath
FG
Inobhutnahme
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