Tagung der Fachgruppe Inobhutnahme der IGFH - AKI -
vom 24.04. - 26.04.2013 in Iserlohn
Tagungsbericht
Im
April dieses Jahres fand bereits das 32. Arbeitstreffen der Fachgruppe
Inobhutnahme „AKI“ statt. Zu unserem Frühjahrstreffen
in Iserlohn konnten wir 13 VertreterInnen verschiedener in Obhut
nehmender Einrichtungen aus dem gesamten Bundesgebiet
begrüßen.
Den Auftakt der
Veranstaltung bildete traditionell der intensive fachliche Austausch
über die aktuellen Situationen, Anforderungen und
Veränderungen in den jeweiligen Einrichtungen. Dabei zeichneten
sich drei Schwerpunktthemen ab: 1. Hohe Auslastung teils in Verbindung
mit langen Verweildauern 2. Herausforderungen im Umgang mit
minderjährigen unbegleiteten Flüchtlingen 3. Konträr
laufende Entwicklungen in Bezug auf die Inobhutnahme von jungen Kindern.
Zunächst
wurde deutlich, dass bei allen Trägern eine hohe Auslastung des
Platzangebots besteht, die mitunter mit langen Verweildauern verbunden
ist. Als Ursache hierfür werden die hohen Arbeitsbelastungen in
den Jugendämtern sowie teils kompliziert verlaufende Vermittlungen
in Erziehungshilfen benannt. Beobachtet wird in diesem Zusammenhang,
dass es im Kontext der stationären Jugendhilfe an ausreichend
freien Plätzen mangelt und die Angebote häufig nicht den
Anforderungen und Bedarfen der Jugendlichen entsprechen. Zudem
verzögern und erschweren langandauernde familiengerichtliche
Auseinandersetzungen vielerorts eine aktive und zügig verlaufende
Hilfeplanung.
Des Weiteren wurde über die Herausforderungen berichtet, mit denen
sozialpädagogische Fachkräfte in ihrer Praxis im Umgang mit
unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen konfrontiert sind.
Aufgrund massiver traumatisierender Vorerfahrungen, der fehlenden
Fremdsprachenkenntnisse und der soziokulturellen Barrieren erfordert
die Betreuung eine fachlich intensiven Begleitung, spezifischer
Fortbildungen und Supervision in den Inobhutnahmesystemen.
Aus den
Erfahrungsberichten der TeilnehmerInnen ging hervor, dass weiterhin ein
großer Bedarf an Inobhutnahmeplätzen für junge Kinder
besteht. Dies führt dazu, dass mancherorts trotz fachlicher
Bedenken – etwa im Hinblick auf Bindungsbedürfnisse –
Plätze zur Inobhutnahme von Kleinstkindern in Gruppen ausgebaut
werden. Fachpolitisch besteht hier ein Spannungsfeld zwischen gelebter
Praxis auf der einen und dem validen Wissen um die Bedürfnisse von
Kleinstkindern auf der anderen Seite.
Großen Raum nahmen die Planungen und abschließenden
Vorbereitung für die Gestaltung der bundesweiten Jahrestagung
Inobhutnahme ein, die wir als Fachgruppe zusammen mit der IGfH am 25.
und 26. September 2013 unter dem Titel „Inobhutnahme als Chance
und Herausforderung“ in Berlin durchführen werden. Neben
rechtlichen Fragestellungen zu den speziellen Herausforderungen im
Rahmen der Regelungen des § 42 SGB VIII sollen vor allem
pädagogische Fragestellungen, Anforderungen, besondere Belastungen
und Ressourcen aus dem Alltag, möglichst unter
best-practice-Aspekten, zentrale Inhalte der Tagung sein. Mit
der bundesweit ersten Tagung zum Thema möchten wir die Vielfalt
der einzelnen Angebote abbilden und eine Plattform für intensiven
Austausch bieten. Interessierte sind herzlich eingeladen und
können sich unter folgenden Link anmelden: www.inobhutnahme.org
Abgerundet wurde unsere Tagung durch den Besuch von Jens Pothmann (TU
Dortmund), der uns einen Einblick in die Erkenntnispotentiale der
amtlichen Statistik für die vorläufigen Schutzmaßnahmen
vermittelte. In einem konstruktiven Diskurs wurde der Statistikbogen
als Erhebungsinstrument vor dem Hintergrund unserer praktischen
Erfahrungen diskutiert und Anregungen zum Erhebungsvorgehen gegeben.
Abschließend konnten Verabredungen über die Zuflüsse
unserer fachlichen Einschätzungen aus der erlebten Alltagspraxis
und den Erfahrungen vor Ort getroffen werden.
Die Fachgruppe wird weiterhin von Lutz Bohnstengel - l.bohnstengel@kjh-arenberg.de - und Rüdiger Riehm – riehm@st-theresienhaus.de – als Sprecher vertreten.
Als neues Mitglied begrüßen wir Frank Mahler aus Stade.
Wir möchten besonders um die Mitarbeit von interessierten
FachkollegInnen aus den Bundesländern Bayern, Saarland,
Thüringen und Sachsen-Anhalt werben, um unser Spektrum an
Fachkräften und Einsatzgebieten flächendeckend abzubilden.
Interessierte können sich direkt an die Sprecher wenden.
Die nächste Arbeitstagung der Fachgruppe Inobhutnahme findet aufgrund der Jahrestagung im April 2014 in Heilbronn statt.
C. Petri/R. Riehm
Fachgruppe Inobhutnahme der IGFH AKI
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